Mittwoch, 8. März 2017

My Army Wife Life


Bis ich meinen Mann kennen gelernt habe wusste ich nicht mal, dass es diesen Begriff "Army Wife" gibt. Deshalb war nie mein Traum oder mein Wunsch, Army Wife zu werden. Auch im ersten Jahr unserer Ehe habe ich nicht wirklich verstanden was es auf sich hat mit dem Mythos “Army Wife” da ich noch in Deutschland mein Studentenleben gefuehrt habe. Das hat sich allerdings schnell geändert als ich in Texas angekommen bin und dort die Frauen anderer Soldaten kennen gelernt habe.

Generell kann man uns nicht über einen Kamm scheren. So kulturell divers und unterschiedlich wie die USA ist, so ist auch das Militär, die Soldaten und die Frauen. Ich habe Army Wives aus der ganzen Welt kennen gelernt und der Begriff Melting Pot trifft hier vollkommen zu. Eins haben wir aber alle gemeinsam: Wir sind ganz normale Frauen, die sich irgendwann mal in einen Mann verliebt haben der einen etwas aussergewöhnlicheren Beruf hat.

Was hat es denn nun auf sich, mit dem Leben einer Army Wife? Ich würde behaupten, dass wir ein eher unkonventionelleres Leben führen. Die Männer haben keine geregelten Arbeitszeiten. Meistens muss er um 4 Uhr morgens aufstehen und kommt erst um 17 oder 18 Uhr heim. Ausserdem gibt es sowas wie eine eigene Sprache im Militär, voller Abkürzungen die erst mal gar keinen Sinn machen. Der Beruf eines Soldaten in den USA bringt es zudem mit sich, dass man alle 2-4 Jahre umziehen muss. Manchmal sogar häufiger. Man muss damit rechnen dass man längere Zeit alleine ist, wenn der Partner z.B. für mehrere Monate oder sogar für ein Jahr im Training oder Auslandseinsatz ist. Das bedeutet mitunter, dass man wissen muss wie man alleine Dinge im Haus oder am Auto reparieren kann (oder man hat die Nummer vom Handwerker seines Vertrauens gespeichert). Man muss sehr flexibel sein, da sich alles innerhalb von einer Woche ändern kann! Ich dachte z.B., dass wir bestimmt drei Jahre in El Paso wohnen werden. Pustekuchen! Nach 1 ½ Jahren bekam mein Mann “Orders” nach Georgia. Das heisst also auch, dass man sich beruflich neu orientieren muss alle paar Jahre. Oder aber auch, dass man sich von Freunden verabschiedet die einem ans Herz gewachsen sind und dass man an einem neuen Ort nochmal wie von Vorne beginnt.

Natürlich gibt es viele Vorurteile gegenüber uns Army Wives. Wir wären faul, speziell wir Deutsche wollten uns nur einen Soldaten angeln um in die USA zu kommen (oder die Amerikanerinnen heiraten einen Soldaten damit sie versichert sind), wir bekommen Kinder und sitzen sonst den ganzen Tag nur daheim rum, wir tragen Jogginghosen, trinken entweder Starbucks oder Wein und lästern ueber andere Army Wives, wir wollen bewusst nicht arbeiten, oder wir tragen den Rang unserer Männer und geben damit an… und manches Vorurteil mag vielleicht auf die Ein oder Andere zutreffen. Um ehrlich zu sein sind manche der Frauen hier auch in den 50ern stecken geblieben und halten nichts davon, dass ich Vollzeit arbeiten gehe und studiere. Aber das ist wieder ein Thema für sich, auf welches ich gerne in einem späteren Blog-Eintrag eingehe.

Ich habe jedoch  viele Army Wives kennen gelernt, die studieren, die arbeiten, die ihr eigenes Business haben, die sich sozial engagieren und viel Freiwilligenarbeit leisten, und die füreinander da sind. Das ist nämlich das Tolle an uns: Wir verstehen einander und wissen, wie schwer es manchmal sein kann, so fern von der eigenen Familie und der engsten Freunde von zu Hause. Deshalb unterstützen wir uns, spielen Schwester/ Mama/ Tante und Babysitter, Fahrdienst und Berater. Wir organisieren die grössten Babyshowers, bringen uns gegenseitig Essen vorbei wenn es einem mal nicht gut geht und so wachsen einem manche Freunde ans Herz wie Familienmitglieder. 
Als wir von Texas nach Georgia gezogen sind kannte ich keine Menschenseele hier. Mittlerweile habe ich tolle Freundinnen gefunden und ein gutes soziales Netzwerk aufgebaut. Ich kann ohne Navi durch die Gegend fahren und hab mein Lieblinscafe gefunden… Alles so Sachen, über die man sich eigentlich keine Gedanken macht aber die einem das Gefühl vermitteln, dass man wo angekommen und zu Hause ist. Der nächste Umzug steht jedoch vermutlich Ende diesen Jahres bevor - wohin es geht wissen wir aber noch nicht. Einerseits freue ich mich darauf und blicke gespannt in die Zukunft, andererseits weiss ich jetzt schon dass mir meine Freunde, Kollegen und mein Beruf sehr fehlen wird. Aber: Home is wherever the Army sends us.




Auf einem Army Ball im Herbst 2015
 
 
Kisten gepackt, Umzugslaster voll, und eins der Autos bereit fuer den Roadtrip quer durch die USA zur naechsten Duty Station
 

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