Bis ich meinen Mann kennen gelernt habe wusste ich nicht mal, dass es diesen Begriff "Army Wife" gibt. Deshalb war nie mein Traum oder mein Wunsch, Army Wife zu werden. Auch im ersten Jahr unserer Ehe habe ich nicht wirklich verstanden was es auf sich hat mit dem Mythos “Army Wife” da ich noch in Deutschland mein Studentenleben gefuehrt habe. Das hat sich allerdings schnell geändert als ich in Texas angekommen bin und dort die Frauen anderer Soldaten kennen gelernt habe.
Generell kann man uns nicht über einen Kamm scheren. So kulturell divers und unterschiedlich wie die USA
ist, so ist auch das Militär, die Soldaten und die Frauen.
Ich habe Army Wives aus der ganzen Welt kennen gelernt und der Begriff Melting
Pot trifft hier vollkommen zu. Eins haben wir aber alle gemeinsam: Wir
sind ganz normale Frauen, die sich irgendwann mal in einen Mann verliebt haben
der einen etwas aussergewöhnlicheren Beruf hat.
Was hat es denn nun auf sich, mit dem
Leben einer Army Wife? Ich würde behaupten, dass wir ein eher unkonventionelleres Leben führen. Die Männer
haben keine geregelten Arbeitszeiten. Meistens muss er um 4 Uhr morgens
aufstehen und kommt erst um 17 oder 18 Uhr heim. Ausserdem gibt es sowas wie
eine eigene Sprache im Militär, voller Abkürzungen die erst mal gar keinen Sinn machen. Der Beruf
eines Soldaten in den USA bringt es zudem mit sich, dass man alle 2-4 Jahre umziehen
muss. Manchmal sogar häufiger. Man muss damit rechnen dass man längere Zeit alleine
ist, wenn der Partner z.B. für mehrere Monate oder sogar für ein Jahr im Training oder
Auslandseinsatz ist. Das bedeutet mitunter, dass man wissen muss wie
man alleine Dinge im Haus oder am Auto reparieren kann (oder man hat die Nummer
vom Handwerker seines Vertrauens gespeichert). Man muss sehr flexibel sein, da
sich alles innerhalb von einer Woche ändern kann! Ich dachte z.B., dass wir bestimmt drei Jahre in
El Paso wohnen werden. Pustekuchen! Nach 1 ½ Jahren bekam mein Mann “Orders”
nach Georgia. Das heisst also auch, dass man sich beruflich neu orientieren
muss alle paar Jahre. Oder aber auch, dass man sich von Freunden verabschiedet
die einem ans Herz gewachsen sind und dass man an einem neuen Ort nochmal wie
von Vorne beginnt.
Natürlich gibt es viele Vorurteile gegenüber uns Army Wives.
Wir wären
faul, speziell wir Deutsche wollten uns nur einen Soldaten angeln um in die USA
zu kommen (oder die Amerikanerinnen heiraten einen Soldaten damit sie
versichert sind), wir bekommen Kinder und sitzen sonst den ganzen Tag nur
daheim rum, wir tragen Jogginghosen, trinken entweder Starbucks oder Wein und lästern ueber andere
Army Wives, wir wollen bewusst nicht arbeiten, oder wir tragen den Rang unserer
Männer
und geben damit an… und manches Vorurteil mag vielleicht auf die Ein oder
Andere zutreffen. Um ehrlich zu sein sind manche der Frauen hier auch in den
50ern stecken geblieben und halten nichts davon, dass ich Vollzeit arbeiten
gehe und studiere. Aber das ist wieder ein Thema für sich, auf welches
ich gerne in einem späteren Blog-Eintrag eingehe.
Ich habe jedoch
viele Army Wives kennen gelernt, die studieren, die arbeiten, die ihr eigenes
Business haben, die sich sozial engagieren und viel Freiwilligenarbeit leisten,
und die füreinander da sind. Das ist nämlich das Tolle an uns: Wir verstehen einander und wissen,
wie schwer es manchmal sein kann, so fern von der eigenen Familie und der
engsten Freunde von zu Hause. Deshalb unterstützen
wir uns, spielen Schwester/ Mama/ Tante und Babysitter, Fahrdienst und Berater.
Wir organisieren die grössten Babyshowers, bringen uns
gegenseitig Essen vorbei wenn es einem mal nicht gut geht und so wachsen
einem manche Freunde ans Herz wie Familienmitglieder.
Als
wir von Texas nach Georgia gezogen sind kannte ich keine Menschenseele hier.
Mittlerweile habe ich tolle Freundinnen gefunden und ein gutes soziales
Netzwerk aufgebaut. Ich kann ohne Navi durch die Gegend fahren und hab mein
Lieblinscafe gefunden… Alles so Sachen, über
die man sich eigentlich keine Gedanken macht aber die einem das Gefühl vermitteln, dass man wo angekommen und zu
Hause ist. Der nächste
Umzug steht jedoch vermutlich Ende diesen Jahres bevor - wohin es geht
wissen wir aber noch nicht. Einerseits freue ich mich darauf und blicke
gespannt in die Zukunft, andererseits weiss ich jetzt schon dass mir meine
Freunde, Kollegen und mein Beruf sehr fehlen wird. Aber: Home is wherever the
Army sends us.
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Auf einem Army Ball im Herbst 2015 |
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Kisten gepackt, Umzugslaster voll, und eins der Autos bereit fuer den Roadtrip quer durch die USA zur naechsten Duty Station |
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