Donnerstag, 19. Januar 2017

Moderne Nomaden - Die ersten Jahre in den USA

Wer heute schon auf meinem Instagram Account war hat sicherlich das #Throwback Foto von meinem Mann und mir gesehen… Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht! Das war 2014 in El Paso (Texas) und im Hintergrund könnt ihr die Stadt und Fort Bliss erkennen.
 

18. Januar 2014, Wyler Aerial Tramway in El Paso

Auch wenn ich mir niemals vorstellen könnte für immer in der Wüste zu leben - es war eine tolle Erfahrung die ich nicht missen möchte! Im November 2013 bin ich nach ueber einem Jahr "Fern-Ehe" zu meinem Mann nach Texas gezogen. Er wurde 2012 schon dorthin stationiert, aber dank Uni und Visa-Prozess musste ich noch ueber ein Jahr warten um ihm zu folgen. Ich habe das Beste aus meinem letzten Jahr in Deutschland gemacht, neben stundenlangen Skype-Sessions trotzdem noch drei Jobs gearbeitet und gelernt, und vor allem die letzten Monate mit Familie und Freunden versucht zu geniessen. Mein Mann und ich haben uns allerdings auch gegenseitig besucht, und dank meinen zwei Urlauben in El Paso konnte ich mir schon einmal einen guten Eindruck davon verschaffen, was da so auf mich zu kommen wuerde - landschaftstechnisch gesehen. Auf die Realitaet war ich natuerlich nicht vorbereitet! :D


Anfangs haben wir in einem suessen Apartment gewohnt, was fuer uns beide auch vollkommend ausreichend war. Ich war happy... Endlich Zusammenwohnen, endlich jeden Morgen neben meinem Mann aufwachen, und jeden Abend neben ihm einschlafen - aber Pustekuchen! Habe ich erwaehnt, dass er in der Army ist?! Tja, mit geregeltem Alltag war da nichts. Ein paar Wochen nachdem ich ankam musste er erst mal fuer drei Monate ins Training und ich war alleine. Aber Gott sei Dank gab es da diese Facebook-Gruppe "Germans in El Paso": Mein Retter in Not! Ueber diese Gruppe habe ich schnell Kontakte knuepfen koennen und wunderbare Freundschaften geschlossen. Mit einigen der Maedels habe ich auch heute noch regelmaessig Kontakt und ich hoffe dass wir irgendwann wieder gemeinsam wo stationiert sind.
Eine der Maedels ist Chrissy, uebrigens auch auf Instagram (@misschriss99) und Dank ihr wurde El Paso ganz Besonders fuer mich. Wenn man Tausende von Kilometern von der Familie entfernt ist, und auf die Maenner dank ihrem Arbeitsplan auch kein Verlass ist, dann lernt man schnell dass Freunde die Familie ersetzen koennen. Mit Chrissy und ihrem Mann (und natuerlich den anderen El Paso's Finest Germans ;) ) haben wir Thanksgiving und Weihnachten gefeiert, sie hat uns morgens um 4 aufgeweckt damit wir unseren Flug nach Deutschland nicht verpassen und ich koennte noch so viel mehr Stories erzaehlen... aber bevor das jetzt ein Liebesbrief wird: Es zeigt einfach wie wichtig es ist sich ein soziales Netzwerk aufzubauen wenn man auswandert.

Mit meinen Maedels auf einem Yelp Event

Beruflich gesehen haben sich viele Army Wives beschwert, dass sie in El Paso keinen Job finden konnten. Ich hatte 2 (oder 3?).  Networking war mein Motto; Kontakte knuepfen und einfach anrufen, Eigeninitiative ergreifen und mit der Bewerbungsmappe vor dem Chef stehen. So habe ich meinen Job bei einer Sprachschule bekommen, habe dort Englisch als Fremdsprache unterrichtet und nach ein paar Monaten im Buero angefangen. Das war kein Vollzeit-Job aber es hat unglaublich Spass gemacht. Mein zweiter Job war in der Kosmetik-Abteilung der PX (die PX ist sowas wie ein kleines Einkaufszentrum auf der Base), wo ich an den Wochenenden gearbeitet habe. Zwei Jobs - warum auch nicht!? Mir waere daheim langweilig geworden, v.a. weil mein Mann oft weg war und wir noch kein Baby hatten. Achso, und durch die grosse Community der Deutschen (die deutsche Bundeswehr ist auch dort), habe ich auch privat Englischunterricht gegeben fuer die Ehefrauen oder Kinder der deutschen Soldaten.
Nach ca. einem Jahr in dem Apartment und mittlerweile mit unserem Hund Lilly (die komischerweise riessengross wurde was wir echt nicht erwartet hatten als wir sie mit 8 Wochen vom Tierheim adoptierten) sind wir in unser erstes Haus gezogen. Ich war super happy! Meine Eltern wollten zu Besuch kommen - wir hatten viiieeel mehr Platz mit dem Gaestezimmer, zwei Baeder und sogar einen Garten. Naja, Garten konnte man das nicht wirklich bezeichnen. Das war eher ein ueberdimensionaler Sandkasten - aber egal, ich habe mich tierisch gefreut. Dann die News: Mein Mann musste wieder weg zum Training fuer ca 3 Monate. Zum Glueck konnte er dann zwar fuer ein Wochenende nach Hause kommen und beim Umzug auch helfen, aber ratet mal wer dann alles alleine ausgepackt, verraeumt, aufgehaengt hat?! Ja genau... ich. Moral der Geschichte: Planen mit der Army is nicht! Und das Beste kam dann ein paar Monate nachdem wir in das Haus eingezogen sind. Der Mann war erst wieder seit Kurzem zu Hause und kam mit den wundervollen Neuigkeiten, dass wir umziehen wuerden. "Oh toll! Wann? Erst naechstes Jahr, oder!?" "Aaaehm, im April." "WHAAAAT?!" Tja, ich sag ja: Planen mit Army is nicht.
Und somit haetten wir uns den Umzug in das Haus auch sparen koennen, haetten wir das gewusst. 6 Monate haben wir darin gewohnt, dann kamen die Moebelpacker und der Truck, und wir haben uns auf den Weg quer durch die USA gemacht zu seiner naechsten Duty Station.
Ich war einerseits froh aus der Wueste weg zu ziehen, andererseits auch traurig. Ich habe Sandstürme erlebt, Tumbleweed über Straßen rollen sehen wie in den Western, habe in der Dämmerung Koyoten gesehen, beim Wandern Klapperschlangen entdeckt... Unglaublich faszinierend wenn man ploetzlich mitten im Nirgendwo lebt. El Paso ist zwar eine boomende Grossstadt, und gemeinsam mit Juarez sind es Miiiillioooonen die dort leben - aber um in eine andere Stadt zu gelangen muss man erst mal stundenlang die Wueste durchqueren. Wenn man 10h Autofahrt auf sich nehmen muss um nach San Antonio oder Dallas zu kommen, dann ueberlegt man sich das drei Mal! Andererseits war San Diego "nur" 12h entfernt. Bei diesen Weiten eigentlich ein Katzensprung.

Ein milder Sandsturm auf Fort Bliss

Ein Koyote ausserhalb der Base

Wir waren damals fast jedes Wochenende wandern und es gab einen wunderschoenen Canyon, den McKelligon Canyon. Die ganz Harten haben ihre Autos unten geparkt und sich hoch gejoggt - aber so krass waren wir nicht drauf. Naja, ein Mal habe ich es gewagt und konnte anschliessend nicht mehr richtig atmen. El Paso liegt 1140m ueber dem Meeresspiegel und die Luftfeuchtigkeit betraegt 0%! Ich haette es besser wissen muessen ;)

 


Der McKelligon Canyon


To the Top!

Was fuer eine atemberaubende Aussucht ueber Texas und New Mexiko

 
Es war zwar anstrengend da hoch zu klettern - aber die Aussicht war einfach atemberaubend! Diese unglaubliche Weite der Wüste beeindruckt mich immernoch und wenn ich an El Paso zurück denke, dann denke ich an den fernsten Horizont und den blauesten Himmel, den ich jeh gesehen habe.
 
Ausserdem denke ich an die tollen deutschen Mädels die auch mit ihren Soldaten dort gestrandet sind, an Margaritas und Tacos und mexikanische Flohmärkte, an fast tägliche Gym-Sessions, und an das Ende unserer Fernbeziehung und die Anfänge unseres Ehelebens. 
 
Ich wuensche euch viel Spass beim Anschauen der Fotos und hoffe ich habe euch einen guten Eindruck von unserer Zeit in Texas vermitteln koennen.
 

Als Lilly noch klein war
 
 

Nichts - Weit und breit einfach nichts.
                                                                   


El Paso und Juarez (Mexiko) von einem Aussichtspunkt aus

 


El Paso's Foodtruck Szene war am Boomen!

 
 


Die wunderschoene Natur der Wueste

 
 


Saloon-style Barstuehle mit Cowboy Boots



Oh Yes Juarez, Amigo!


Der Lincoln Park in der Stadtmitte, ein Park unter dem Highway mit Chicano-Kunst, die die Highway-Pfeiler verziert
 
 


Carshow, Bikes, and Hispanic/Aemrican Culture: Hier sieht man wie sich die amerikanische und die mexikanische Kultur mischen

 

 
 




Fruehling 2015 auf einem Flohmarkt


Unser wunderschoener Kuchen, den eine sehr begabte Freundin fuer unsere Abschiedsparty gebacken hat
 

Zum Abschied von meiner Chrissy bekommen... diese Frau ist einfach begabt! Die Collage wird uns ueberall hinbegleiten und in jedem noch kommenden Haus aufgehaengt als Erinnerung an unsere ersten Jahre, und als Erinnerung dass wahre Freundchaft auch Tausende von Kilometern uebersteht


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